Wittenberg

Wittenberg 1536

In Wittenberg lehrte August Buchner (1591 – 1661) als Professor der Poetik und der Rhetorik. Geschätzt als akademischer Lehrer von Simon Dach, Paul Gerhard, Paul Fleming und anderen Barockdichtern, befreundet mit Martin Opitz und dem Komponisten Heinrich Schütz, ein Streiter wider den barocken Schwulststil, einer, der sich um die Erneuerung der deutschen Sprache verdient gemacht hat, der heute fast nur noch Kennern der barocken Literatur und Poetik bekannt ist:

August Buchner

Das schönste Gedicht, das ihm zugeschrieben wird, ist ein Morgenlied; Buchner soll es auf dem Totenbett gedichtet haben. Hier die Version aus dem Römhildischen Güldenen Kleinod von 1760:

1. Der schöne Tag bricht an,
die Nacht ist abgethan,
die Finsternis vergangen,
laß uns dein Licht umfangen,
o unsre Sonn und Leben,
der Welt zum Heyl gegeben.

2. Befiehl der Engel Schaar,
daß sie uns heut bewahr,
du selbst dein Arm ausstrecke,
daß uns dein Schild bedecke,
und alles Uebel weiche,
der Arge nicht beschleiche.

3. Laß unter deiner Hut
uns nichts thun, als was gut,
und recht wie Kinder leben,
dir Hertz und Sinn ergeben,
in deinen Wegen gehen,
und fest im Glauben stehen.

4. Befällt uns Uebelstand,
so beut du uns die Hand,
daß wir gedultig tragen,
was du uns läßst betagen,
denn, dir nicht widerstreben,
das ist das beste Leben.

5. Tränck und speis unsern Mund,
halt auch den Leib gesund,
muß unser Geist sich wenden,
nimm ihn zu treuen Händen,
und laß auf deinen Namen
uns frölich fahren, Amen.

[Melodie: Auf meinen lieben GOtt. Jakob Regnart 1574, geistlich 1578, bei Johann Hermann Schein 1627.]